Tablets im Unterricht – Wirklich ein Vorteil?
Von Alexander Schneider
Die Digitalisierung schreitet auch (in eigenem Tempo) an unseren Schulen voran. Im Zuge dessen wird auch immer mehr auf Tablets im Unterricht gesetzt. Um dieses neue Konzept vollständig zu beleuchten, erklärt dieser Artikel zunächst, was Tabletklassen sind, bevor der Stand der Forschung zu den Effekten von Tabletklassen beleuchtet wird. Tipps und Materialien für die eigene Arbeit mit Tabletklassen und bereits laufende Projekte kommen zum Schluss.
- Was sind Tabletklassen?
- Welchen Effekt haben Tabletklassen im Vergleich zu traditionellem Unterricht – Studienübersicht.
- Hilfsmaterialien und Tipps für den Unterricht mit Tablets
- Laufende Projekte für und mit Tabletklassen
Was sind Tabletklassen?
In der Regel geht es bei einer Tabletklasse darum, dass man den klassischen Unterricht mit digitalen Geräten und Medien ergänzt. Dazu müssen es auch nicht zwingend Tablets sein, sind aber in der Regel die Geräte der Wahl, da sie eine gute Mischung aus Größe, Leistung und Preis bieten.
Wichtig ist, dass nicht einfach nur Stift und Papier durch ein Tablet ersetzt werden. Vielmehr erlauben die Tablets interaktive Quizze, spielerisches Lernen, Medien und Software in den Unterricht mit einzubinden. Ob es zusätzlich zu den Tablets noch klassische Schulbücher gibt, hängt von der Ausgestaltung der durchführenden Schule ab. Viele Verlage bieten die Schulbücher inzwischen auch in digitaler und interaktiver Form an.
Bei der Finanzierung gibt es die typische Ausgestaltung, dass je nach Schule entweder die Eltern, oder der Schulträger, die Geräte finanzieren. Zum Teil werden auch sogenannte “Bring your own device” Modelle umgesetzt, bei denen die Schüler:innen ein eigenes Gerät mitbringen, da ein Smartphone oder Tablet in vielen Haushalten sowieso vorhanden ist.
Auch Software zum kindgerechten Programmieren von Robotern existiert für Tablets.
In welchen Klassenstufen man mit Tablets arbeiten kann, hängt vom Entwicklungsstand der Kinder ab. Viele Schulen fangen in der 6. oder 7. Klassenstufe damit an. Dies kann sich natürlich mit fortschreitender Affinität zu digitalen Geräten verändern und somit auch in früheren Stufen möglich sein. So haben in einem Projekt in Hessen auch Grundschullehrer:innen erfolgreich Projekte an Tablets durchgeführt.
Effekte von Tabletklassen
Die Einführung von digitalen Geräten, wie Tablets, im Unterricht hat verschiedensten Effekte. Hier einmal eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Auswirkungen laut Erfahrungen und Studien zu Unterricht mit Tablets. Quellen: [1]2, [2]3, [3]4.
Lernfortschritt besser messen
Wenn zum Lernen hauptsächlich digitale Medien und für interaktives Lernen entwickelte Software genutzt wird, können die Lehrer:innen deutlich besser und objektiver über den Lernfortschritt der Schüler:innen. So ist jederzeit klar, auf welchem Stand die Schüler:innen sind. Manche Tabletthersteller haben direkt die entsprechende Software mit im Reppertoir. Zum Beispiel Apple Classroom für das iPad.
Mit Apps wie Apple Classroom kann man den digitalen Unterricht einfach organisieren und den Fortschritt überprüfen.
Individuellere Lernpfade
Durch das bessere Überprüfen des individuellen Lernfortschrittes und Kenntnisse, lassen sich auch individuelle Materialien und Aufgaben verteilen. So bekommen alle Schüler:innen Aufgaben, die genau zu ihren aktuellen Fähigkeiten passen und werden nicht abgehängt.
Das kann entweder manuell durch die Lehrer:innen geschehen, oder durch passende Lernsoftware.
Neue Lernformate
Neue bzw. andere Lernkonzepte, wie Flipped Classroom, werden einfach möglich. So wird beim Flipped Classroom zum Beispiel die Stunde in der Schule für Vertiefung von bereits Gelerntem und für Rückfragen genutzt. Die Zeit zu Hause ist dann wiederum für das Lernen mithilfe von Lernvideos und Software gedacht.
Kompetenzaneignung mit digitalen Medien
Durch die Nutzung von digitalen Medien und Software während des Unterrichts können die Schüler:innen Erfahrungen in einem geschützten Umfeld sammeln. Fehler und falsche Einschätzungen können so ohne Konsequenzen von den Lehrkräften korrigiert werden und führen zu einer erweiterten Kompetenzaneignung.
Interaktiver Austausch
Viele digitale Lernmethoden erlauben einen verbesserten Austausch der Schüler:innen miteinander. Dadurch, dass digitale Methoden in der Regel zielbasiert eingesetzt werden und kreativen Freiraum zulassen, arbeiten die Schüler:innen in der Regel vermehrt miteinander. So können besonders heterogene Klassen stark von den verschiedenen Stärken profitieren.
Das Tablet ist selten ein Ersatz für ein Schulbuch, sondern eine Ergänzung für kreative Projekte.
Erweiterter Handlungsspielraum und bessere klassische Kompetenzen
Durch die digitale Unterstützung werden in der Regel auch klassische Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen verbessert. Durch die Flexibilität von vielen verschiedenen digitalen Angeboten erweitert sich so auch der Handlungsspielraum beim Lernen sowohl für die Lehrer:innen als auch für die Schüler:innen.
Mehr und motiviertes Lernen
Laut einer Forschungsarbeit der Pädagogischen Hochschule Schwyz haben Schüler:innen, die Tablets oder andere digitale Medien im Unterricht einsetzen, eine höhere Lernmotivation und strengen sich im Unterricht mehr an. Und auch das außerschulische Lernen mit digitalen Medien konnte als gesteigert nachgewiesen werden.
Tipps und Materialien für Tabletklassen
Einfach nur den herkömmlichen Unterricht auf digitale Geräte zu verschieben ist wie bereits erwähnt in der Regel kein besonders vielversprechender Ansatz. Für Inspiration wie man es richtig macht dienen diese 5 Tipps und Ideen für Tabletklassen. Sowohl für Neueinsteiger:innen als auch erfahrenen Lehrer:innen.
1. Tablets für kreative Projekte
Am besten funktioniert der Einsatz von Tablets, wenn diese für kreative und projektbezogene Ziele benutzt werden. Das erlaubt den Schüler:innen sich frei zu entfalten, verschiedene Wege zum Ziel auszuprobieren und sich auf dem Weg dahin auch noch miteinander auszutauschen.
2. Zusammen Regeln erstellen
Damit der Gebrauch der Geräte ordentlich verläuft, sollten entsprechende Regeln aufgestellt werden – am besten mit den Schüler:innen zusammen. Dazu sollten solche Dinge gehören wie, dass man die Geräte nur auf Anweisung nutzt, oder dass man den Mitschüler:innen nicht ungefragt in die Geräte schaut. Am besten man hat die Regeln irgendwo in der Klasse aufgehängt und auch einmal digital zum Nachschlagen.
Wenn man beim Erstellen der Tablet-Regeln im Sinne des interaktiven Unterrichts die Klasse mit einbezieht, erhöht das gleichzeitig auch die Zufriedenheit und Akzeptanz.
3. Multimedia-Präsentationen oder Videos erstellen
Gemäß Tipp 1 ist das Erstellen von Multimedia-Präsentationen ein perfekter Einsatzzweck für das Tablet. Die Schüler:innen können dabei zu beliebigen Themen digitale Collagen, Filme, oder ganz einfache Powerpoints erstellen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.
4. Interaktive Software
Um die Schüler:innen spielerisch zum Lernen zu bringen, oder interaktiv in den Unterricht einzubinden, bietet sich interaktive Software an. Die Palette ist hier sehr groß und reicht von schnaq bis hin zu Kahoot und StorySpheres.
5. Tablet als digitale Tafel
Wenn die Tabletklasse durch einen Beamer oder durch ein Smartboard ergänzt wird, dann kann man es den Schüler:innen super ermöglichen, die Ergebnisse von z. B. Recherchen für alle vorzustellen. Je nach Ausstattung kann man dabei das Bild des Tablets mehr oder weniger schnell nach vorne bringen. Bei iPads geht das ganz einfach mit Airplay. Aber auch für verschiedenste Kombinationen von Tablets und Betriebssystem bei Lehrer:innen gibt es entsprechende Software.
Projekte und Erfahrungen von Tabletklassen
Falls jetzt die Überlegung gemacht wird, eine Tabletklasse einzuführen, gibt es mehrere spannende Projekte, die begutachtet werden können.
Zum einen muss natürlich der Digitalpakt Schule erwähnt werden, mit dem man die Anschaffung der Hardware finanzieren kann. Daneben gibt es auch in jedem Bundesland lokale Projekte, die einen mit Tabletklassen unterstützen können. In NRW gibt es zum Beispiel etwas von den Zukunftsschulen NRW.
Außerdem finden sich viele Erfahrungsberichte anderer Lehrer:innen, Konzepte von anderen Schulen und natürlich auch potenzielle Problemberichte.